Neues aus der Wissenschaft

Mehr Kariesprävention vom ersten Zahn an
Etwa jedes siebte dreijährige Kind hat Karies. Das soll sich ändern: Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Kinder ab einem Alter von sechs Monaten sind längst beschlossene Sache und ab 1. Juli 2019 wohl auch Kassenleistung. Nun braucht es ein modernes Präventionskonzept für die Jüngsten.

Zähneputzen lernen: Besser durch Unterschiede statt durch Wiederholung?
Üblicherweise lernen Kinder das Zähneputzen durch wiederholendes Üben, wobei eine ideale Zahnputztechnik und -systematik angestrebt wird. Da die feinmotorischen Fertigkeiten von Kindern jedoch häufig noch nicht gut ausgeprägt sind, wird zumeist empfohlen, dass Eltern die Zähne der Kinder bis zum Schulalter nachputzen. Differenzielles Lernen des Zähneputzens führt zu einer besseren Mundhygiene, wie eine neue Studie zeigt.

Interne Morphologie von Ober- und Unterkiefermolaren im Micro-CT
Eine hohe Inzidenz morphologischer Unterschiede macht die endodontische Behandlung von Ober- und Unterkiefermolaren komplex und schwierig. Mittels Micro-CT und 3D-Rendering-Software lässt sich das Zahninnere präzise analysieren, mit einem universellen Code die Wurzelkonfiguration beschreiben.

Octenidin oder Chlorhexidin – Welche Mundspüllösung eignet sich besser?
Seit Jahrzehnten wird Chlorhexidin zur antibakteriellen Spülung der Mundhöhle eingesetzt und stellt quasi den Goldstandard bei den Mundspüllösungen dar. Immer wieder werden jedoch Nebenwirkungen wie die lästigen Zahnverfärbungen oder auch potenziell schädigende Effekte auf menschliche Zellen diskutiert. Aber gibt es eine Alternative? Der Wirkstoff Octenidin wird häufig genannt – wie ist er im Vergleich zu Chlorhexidin einzuschätzen?

Künstliche Intelligenz in der kariologischen Diagnostik – ein Blick in die Zukunft
Die große Menge und die Komplexität der Informationen machen es zusehends schwerer, daraus die richtigen Schlüsse für eine Kariestherapie zu ziehen. In der zahnärztlichen Diagnostik gibt es erste Ansätze zum Einsatz von künstlicher Intelligenz. So könnten neuronale Netzwerke in Zukunft helfen, das Kariesrisiko zuverlässiger zu bestimmen.

Das Trauerspiel im kleinen Mund: Karies im frühen Kindesalter
Trotz der Präventionserfolge in den vergangenen Jahren stellt die frühkindliche Karies nach wie vor eine Herausforderung und nicht gelöste Problematik für die Kinderzahnheilkunde dar. Der größte Risikofaktor ist der exzessive Gebrauch der Nuckelflasche mit erosiven Getränken vor allem nachts.
Vorbehandlung von demineralisiertem Schmelz mit Kariesinfiltranten empfehlenswert
Lässt sich der Randschluss von Kompositrestaurationen, die an initiale Schmelzläsionen angrenzen, durch vorherige Infiltration der Läsion verbessern? Einer aktuellen Studie zufolge ja – allerdings hängt das Ergebnis vom verwendeten Adhäsiv ab.
Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation – die neue Karies?
Gut ein Viertel der in der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie untersuchten Kinder hat mindestens einen Zahn mit einer Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) – oft leicht, manchmal aber auch stark ausgeprägt. Hat die Prävalenz der MIH zugenommen oder haben Karies und deren Therapiefolgen diese Strukturanomalien bislang überdeckt?
Säulen der Kariesprophylaxe: ein Update
In Deutschland und vielen anderen Ländern kann die Kariesprävention als enorme Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Als wirksamste Maßnahme hat sich die Fluoridnutzung erwiesen. Beim Milchgebiss und bei bestimmten Risikogruppen besteht allerdings noch großer Handlungsbedarf – wo lässt sich gut ansetzen?
Kindliche Adipositas gefährdet die Mundgesundheit
Immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig oder adipös. Neben der sozialen Stigmatisierung steigt das Risiko für allgemeinmedizinische Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Haltungsschäden, aber auch für dentale und parodontale Komorbiditäten.

Zahnärztliche Implantate gesund erhalten
Bestimmte Erkrankungen und Risikofaktoren gefährden das Langzeitüberleben von Zahnimplantaten. Um das Risiko von Implantatverlusten zu verringern, empfehlen Zahnmediziner Präventionsmaßnahmen, eine individuelle Risikoabschätzung, Biofilmkontrolle sowie eine regelmäßige professionelle Betreuung.

Kompositfüllungen erneuern oder reparieren?
Früher wurden schadhafte Restaurationen sofort erneuert und eine Reparatur meist als Pfusch angesehen. Heute hingegen ist die Reparatur eine stets zu würdigende Behandlungsoption, die in vielen Fällen sogar erhebliche Vorteile gegenüber einer Erneuerung besitzt.

Wenn Kinderzähne bröseln: rätselhafte Zahnkrankheit MIH
Verfärbte und porös wirkende, bröselnde Molaren, eine starke Überempfindlichkeit der betroffenen Zähne und sich wiederholende Füllungsverluste – dieses besondere Phänomen der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH, beschäftigt seit einigen Jahren die Kinderzahnheilkunde. Was genau bedeutet MIH und wie lässt sich diese Erkrankung behandeln?

Zahnerhalt im Alter – Parallelen zur Kinderzahnheilkunde
Die demografische Entwicklung und der Trend zu längerem Zahnerhalt bis ins hohe Alter erhöhen den Bedarf an präventiven und zahnerhaltenden Maßnahmen bei älteren und hilfebedürftigen Menschen. Was kann die Alterszahnheilkunde von den Konzepten der Kinderzahnheilkunde lernen?

„Der Zahn muss raus“ – der Patient im Zentrum therapeutischer Entscheidung
In den Zahnarztpraxen hierzulande entscheidet noch immer häufig der Arzt, welche Behandlung für den Patienten die richtige ist. Das passt nicht immer zu den Wünschen des Patienten und es können Konflikte entstehen. Entscheiden Zahnarzt und Patient dagegen gemeinsam, sind am Ende alle zufriedener.
Handzahnbürste bei Brackets: Was macht den Unterschied?
Trotz Anwendung von Spüllösungen oder präventiven Medikamenten haben Patienten mit einer Multibracket-Apparatur ein erhöhtes Kariesrisiko. Umso wichtiger ist die häusliche Mundhygiene. Wie eine Untersuchung zeigt, lassen sich mit Handzahnbürsten mit V-Borsten bessere Ergebnisse erzielen als mit anderen Zahnbürsten.

„Fluorid macht dumm“ – von der fragwürdigen Übersichtsarbeit zum Patientenschocker
Das Jahr 2016 war sehr ertragreich, was die verfälschende Interpretation von Publikationen zur Kariesprävention bei ihrem Gang durch die Yellow Press und Internetforen anbelangt. Besonders die Fluoridanwendung hatte sich in der „Stillen Post“ verfangen.

Dentale Erosionen bereits im Milchgebiss
Auch im Milchgebiss treten dentale Erosionen häufig auf und haben Vergleichsstudien zufolge in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland zugenommen. Bei etwa jedem 20. Kind ist es demnach notwendig, die Defekte restaurativ zu behandeln.

Internes Bleichen von verfärbten Frontzähnen
Verfärbungen an den Frontzähnen beeinträchtigen die Ästhetik und belasten viele Patienten. Restaurative Maßnahmen bedeuten jedoch oft einen massiven Verlust an Zahnhartsubstanz. Als konservative und zahnsubstanzschonende Alternative bietet sich das interne Bleichen an, auch Walking-Bleach-Technik genannt.

Mundgesundheit beeinflusst die Lebensqualität
Gesunde Zähne tragen nicht nur zur allgemeinen Gesundheit bei, sondern fördern auch das Wohlbefinden und Selbstvertrauen. Das Konzept der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität ermöglicht, orale Erkrankungen umfassender zu bewerten und bietet eine Entscheidungshilfe bei der Wahl der Therapie.

Schaden Vitamin- und Mineralpräparate den Zähnen?
Auch wenn viele Menschen Brausetabletten mit Vitaminen und Mineralien als gesund erachten, können sie für Zahnhartsubstanzen schädlich sein. In einer neuen Studie zeigten manche Präparate ein deutliches erosives Potenzial. Die Autoren empfehlen, die Patienten entsprechend aufzuklären.

Wurzelkaries non-invasiv behandeln
Heute können mehr Zähne bis ins hohe Alter erhalten werden. Wenngleich bei älteren Menschen generell auch weniger Karies zu beobachten ist, tritt Wurzelkaries häufiger auf. Ihre Entstehung und die Progression lassen sich mithilfe von hochfluoridhaltigen Zahnpasten sowie der regelmäßigen Applikation von zahnärztlichen Lacken vermindern. Des Weiteren scheinen regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt wichtig für die Prävention von Wurzelkaries zu sein.

Wann ist „vollständige“ Kariesentfernung eine Übertherapie?
Zu Beginn der modernen Zahnheilkunde orientierte man sich bei der Kariesentfernung an Richtlinien wie „Extension for prevention“. Es dominierte ein Vorgehen: möglichst kein kariös verändertes Substrat im Zahn belassen und die gesamte kariöse Zahnhartsubstanz entfernen. Das ist nicht mehr zeitgemäß. In bestimmten Fällen sollte kariöses Dentin belassen werden.

Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich: je weniger invasiv, desto besser
Wann immer möglich sollten im Seitenzahnbereich stark invasive Restaurationen vermieden und eher non- oder minimalinvasive Maßnahmen wie die Fissurenversiegelung oder Kariesinfiltration angestrebt werden. Bei defekten Restaurationen sollten soweit möglich Reparaturrestaurationen die Therapie der Wahl sein, da diese ebenfalls wesentlich weniger invasiv sind.

Photodynamische Therapie verbessert Behandlung infizierter Wurzelkanäle
Trotz allen Fortschritts liegt die Erfolgsquote von Wurzelkanalbehandlungen bei maximal 95 Prozent (DGZMK 2000). Einer neueren Studie zufolge lässt sich die Behandlung mit der antimikrobiellen Photodynamischen Therapie (aPDT) zumindest kurzfristig optimieren.

Reinigung der Zahnzwischenräume mit Schallzahnbürste oder Munddusche?
Der bakterielle Biofilm auf Zahnoberflächen und Mundschleimhaut verursacht Karies und Parodontopathien. Im für Zahnbürsten schwer zugänglichen Approximalbereich lässt sich der Biofilm mittels Munddusche deutlich besser entfernen als mit einer Schallzahnbürste. Das ergab eine neue Studie der Universität Zürich und der Universität Regensburg. Bei der Munddusche entstehen etwa zehnmal größere Schubkräfte.

Consensus-Report zu erosiven Zahnhartsubstanzdefekten erschienen
Im September 2015 hat die European Federation of Conservative Dentistry erstmals Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie erosiver Zahnhartsubstanzdefekte veröffentlicht. Das Fazit: Der Erfolg des Managements erosiver Läsionen steht und fällt mit dem Screening auf Frühsymptome sowie der Beachtung aller ätiologischen Faktoren.
Karies bei Kindern: Zähneputzen als ursächliche Therapie
Karies ist ein lokaler multifaktorieller Prozess, bei dem die demineralisierenden Faktoren überwiegen und die kariöse Kavität eine Folge darstellt – also ein Spätstadium. Tägliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta ist die primäre Kariestherapie, denn so kann das lokale Gleichgewicht von De- und Remineralisation wiederhergestellt werden. Initialkariöse Läsionen lassen sich so inaktivieren beziehungsweise arretieren. Aber auch kariöse Defekte an Milchzähnen können in ihrer Progression gestoppt werden. Dieser ursächliche Therapieansatz sollte gerade bei kleinen und unkooperativen Kindern im Vergleich mit einer Narkosesanierung abgewogen werden.
Kariesinfiltration schließt therapeutische Lücke
Die Prävalenz der Karies ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gesunken (1). Allerdings werden initiale sowie etablierte Karies im Approximalraum mangels radiologischer Diagnostik in epidemiologischen Studien nicht genügend gewürdigt. Erfasst man nämlich diese Kariesformen, so wird deutlich: Kariesläsionen kommen nicht seltener vor, sondern treten nur später auf und ihre Progression ist verzögert (1). Dank verbesserter Diagnostik lassen sich heute Zahnschmelzläsionen frühzeitig erkennen. Fehlten bisher jedoch entsprechende Therapieoptionen, schließt die Kariesinfiltration jetzt diese Lücke und verzögert somit vor allem bei Jugendlichen den Eintritt in Restaurationszyklen.
Prävalenz von Erosionen bei Kindern und Jugendlichen steigt mit dem Alter
Karies bei Kindern und Jugendlichen ist heute allgemein auf dem Rückzug, dafür stehen nicht-kariöse Zahnerkrankungen zunehmend im Fokus der Wissenschaft. Ein Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf die erosiven Zahnschäden, verursacht durch direkte Einwirkung von exogenen oder endogenen Säuren ohne bakterielle Beteiligung (Lussi und Ganss 2014). Die Angaben über die Prävalenz von Erosionen bei Kindern und Jugendlichen schwanken jedoch stark: Eine kürzlich erschienene Übersichtsdarstellung zeigt international Prävalenzen von 7 bis 100 % (Jaeggi und Lussi 2014). Das macht eine Übertragung auf die Situation in Deutschland, auch in Bezug auf mögliche Interventionsbedarfe, schwierig. Zudem ist unklar, ab welchem Umfang und welcher Ausprägung den Erosionen eine klinische Relevanz zukommt und inwieweit sie als physiologische Zahnveränderung im Sinne einer Funktion der Zeit aufzufassen sind (Bartlett et al. 2008).

Kariesinfiltration erstmals zerstörungsfrei darstellbar
Mit der Infiltration lässt sich bei nicht eingebrochenen Zahnoberflächen das Fortschreiten einer kariösen Läsion hemmen. Bisher war es allerdings nicht möglich, das Eindringen des Infiltranten in die Zahnhartsubstanz zerstörungsfrei darzustellen. Der Forschergruppe um Professor Rainer Haak und Dr. Hartmut Schneider aus der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Leipzig ist es jetzt mit einer speziellen Methode gelungen, den Vorgang der Kariesinfiltration am unzerstörten Zahn zu visualisieren. Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung am 5. und 6. September 2014 in Hamburg wurden diese Ergebnisse erstmals öffentlich präsentiert.

Schützen Speichelersatzmittel vor Schmelzerosionen?
Xerostomie-Patienten mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Schmelzerosionen profitieren von hochviskösen Speichelersatzmitteln. Dagegen sind Speichelersatzmittel auf Zitronensäurebasis oder mit niedrigem pH-Wert bei diesen Patienten nicht zu empfehlen. Das ergab eine Studie der Universität Zürich, die 2013 den 2. Platz beim „Wrigley Prophylaxe-Preis“ in der Kategorie „Wissenschaft“ belegte. Der Preis steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung.

„Kariesinfiltration kann Lebensdauer des Zahns verlängern“
Bei nicht-kavitierten kariösen Läsionen lassen sich die Poren mittels Infiltration nahezu vollständig verschließen und die Karies arretiert meistens. Das rettet dem Zahn einige Lebensjahre. Wie Kariesinfiltration am besten funktioniert und was sie noch kann – die Stiftung Innovative Zahnmedizin sprach mit Professor Sebastian Paris, Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin an der Charité Berlin. Zusammen mit Professor Hendrik Meyer-Lückel von der RWTH Aachen hat er die Methode entwickelt.

Schallzahnbürsten verringern Abrasion von Dentin
Patienten mit freiliegenden oder erodierten Dentinoberflächen sollten eine Schallzahnbürste verwenden. So ließen sich Abrasionen minimieren, ergab eine Studie der Universitäten Göttingen und Zürich. Gesunder Schmelz hingegen vertrage eine manuelle Zahnbürste besser als eine Schallzahnbürste. Auf erodiertem Schmelz mache es wiederum keinen Unterschied, womit der Patient sich die Zähne putzt.